Der Musik kommt in meinem Leben eine wichtige Bedeutung zu. Es gab eine Zeit, da spielte ich mit dem Gedanken, eine professionelle Musikerlaufbahn einzuschlagen. Nach dem Abschluss meines Studiums verlagerten sich die Akzente aber definitiv aufs Akademische, so dass das aktive Musizieren sukzessive in den Hintergrund trat. Trotzdem möchte ich hier einen kleinen Einblick in die musikalische Seite meiner Biografie geben. Ich gliedere die Darstellung chronologisch in zehn Abschnitte, die sich zeitlich aber stark überschneiden.
Blasmusik
Nach dem obligaten Blockflötenunterricht wurde ich auf Initiative meiner Eltern für ein paar Jahre am Klavier unterrichtet. Ich fand jedoch nie wirklich Freude an diesem Instrument, so dass ich das Klavierspiel bald wieder aufgab. Ganz anders war die Motivationslage, als ich mich mit etwa 15 Jahren entschied, Posaune spielen zu lernen. Die Entscheidung wurde wesentlich beeinflusst durch meine damalige Vorliebe für älteren Jazz. Spielen zu können wie Kid Ory, Jack Teagarden, Dickie Wells, Glenn Miller oder Tommy Dorsey war eine grossartige Vorstellung. Später kamen Posaunisten des Modern Jazz dazu, wie Lawrence Brown, Urbie Green, Jay Jay Johnson, Jimmy Cleveland, Curtis Fuller, Frank Rosolino, Albert Mangelsdorff u.a. Aber auch in der «Klassik» wurde ich zunehmend auf Posaunisten aufmerksam, die ihr Instrument perfekt beherrschten und brilliant spielten, wie Vinko Globokar oder Branimir Slokar.
Den ersten Posaunenunterricht hatte ich bei Hermann Engel, dem 1. Posaunisten der Stadtmusik Winterthur, der mir die wichtigsten Grundlagen beibrachte. Ich machte leidlich Fortschritte, so sehr, dass ich 1966 auf Empfehlung meines Lehrers noch vor meinem 17. Geburtstag in die Stadtmusik Winterthur aufgenommen wurde. Anfänglich spielte ich die zweite Posaunenstimme, wechselte aber bald schon auf die erste und konnte so Hermann Engel unterstützen. Mit der Stadtmusik Winterthur hatte ich viele Auftritte im Rahmen von Konzerten, Blasmusikwettbewerben und Jubiläumsfeiern. Eines meiner ersten Konzerte fand im Rahmen der legendären Hafenkonzerte in Friedrichshafen am Bodensee statt, das wohl letzte anlässlich der 100-Jahr–Feier der Stadtmusik im Stadthaus Winterthur.
Nach sechs bereichernden und lehrreichen Jahren bin ich 1972 aus der Stadtmusik Winterthur ausgetreten.
Solange ich noch bei meinen Eltern in Wiesendangen wohnte, spielte ich sporadisch auch in der Dorfmusik Sulz-Rickenbach und in der Feuerwehrmusik Wiesendangen – beides Formationen, die sich jeweils ad hoc bei bestimmten Anlässen bildeten. So spielte die Feuerwehrmusik Wiesendangen bei der Eröffnung des Teilstücks Wiesendangen-Hagenbuch der Autobahn A1.
Militärmusik
Für Blasmusiker stellt es noch immer eine Auszeichnung dar, die militärische Dienstpflicht in einem Schweizer Militärspiel leisten zu können. Voraussetzung dafür ist eine musikalische Aufnahmeprüfung, zu der ich 1969 aufgeboten wurde. Die Rekrutenschule habe ich im Anschluss an mein erstes Studiensemester an der Universität Zürich vom 2. Februar bis zum 30. Mai 1970 im Spiel der Inf RS 6 absolviert.
Mit geringer Begeisterung für das Militär, aber mit umso grösserer Begeisterung für die Möglichkeit, (auch) im Militär Musik machen zu können, habe ich sämtliche acht Wiederholungskurse und alle drei Ergänzungskurse absolviert, den letzten Ergänzungskurs 1987 in Davos. 1994 – damals bereits im Kanton Bern wohnhaft – wurde ich aus der Wehrpflicht entlassen.
Blechbläsermusik
Nach der Grundausbildung bei Hermann Engel nahm ich Unterricht am Konservatorium Winterthur bei Paul Manella, einem Posaunisten des Tonhalle-Orchesters Zürich, um mich auf meinem Instrument technisch und musikalisch zu verbessern. Ich habe viel von Paul Manella, der nicht nur ein exzellenter Posaunist, sondern auch ein hervorragender pianistischer Begleiter war, gelernt. Zudem hatte ich die Gelegenheit, seine anderen Schüler kennenzulernen, auch angehende Berufsmusike. Mit einigen von ihnen bin ich in verschiedenen Formationen – Posaunenquartett und Blechbläserquartett (Trompeten und Posaunen) – aufgetreten.
Regelmässig haben wir Posaunenschüler von Paul Manella einzeln und im Quartett auch an Vortragsübungen von Musikschule und Konservatorium Winterthur teilgenommen.
Bläserensemble
Nach dem Austritt aus der Stadtmusik Winterthur spielte ich in einem Bläserensemble mit, das vom Klarinettisten und Komponisten Heinz P. Höpli gegründet und geleitet wurde. Es nannte sich anfänglich «Im Thurnsche Bläser» und wechselte seinen Namen dann zu «New Wind Ensemble». Letzteres gibt die Besetzung des Ensembles relativ gut wieder, besteht ein «Wind Ensemble» doch in der Regel aus Holz- und Blechblasinstrumenten, die zumeist nur ein- oder zweimal besetzt sind, ergänzt um ein Schlagzeug. Gespielt haben wir in wechselnder Besetzung kammermusikalische Bläsermusik, die sich auf ziemlich hohem Niveau bewegte und auch technisch anspruchsvoll war.
Konzert vom 29. September 1974 in Sirnach
Gleiches Programm und gleiche Ausführende wie beim Konzert vom 25. September 1974 in Aadorf.
Konzert vom 12. September 1976 in Schaffhausen
Gespielt haben wir im Stadttheater Schaffhausen u.a. Stücke aus der West Side Story. Der Anlass wurde moderiert und umfasste auch Auftritte eines Balletts sowie des Zauberers und Bauch-redners Retonio.
Chormusik
Dank der Bekanntheit, die mir die Auftritte mit Bläser- und Blechbläsermusik verschafften, wurde ich ab den 1970er Jahren vermehrt für die Mitwirkung bei Konzerten verschiedener Chöre im Raum Zürich und in der Ostschweiz angefragt. Vor allem mit Chören, die von Mitgliedern der Glarner Musikerfamilie Kobelt – Jakob, Ernst, Michael und Christoph Kobelt – geleitet wurden, hatte ich vergleichsweise viele Auftritte. Anders als meine übrigen musikalischen Tätigkeiten, waren diese Engagements in der Regel bezahlt. Für einen Uni-Studenten, der ich ja hauptsächlich nach wir vor war, waren dies willkommene Gelegenheiten, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
28. März 1971
Basilika St. Ulrich Kreuzlingen
Dirigent: Raimund Rüegge
26. November 1972
Evangelisches Kirchgemeindehaus Niederuzwil
Dirigent: Karl Scheuber
20. Dezember 1972
Reformierte Kirche Zürich-Albisrieden
Dirigent: Wilfried Schnetzler
24. Mai 1974
Wasserkirche Zürich
Dirigent: Karl Scheuber
Aufführung der Messe de Nostre Dame von Guillaume de Machaut (14. Jahrhun–dert).
25. Mai 1974
Aula der Kantonsschule Rämibühl
Dirigent: Karl Scheuber
Chortagung «Cantare et Sonare»: Aufführung zweier Werke für Chor und Blechbläserquartett. Meine Mitspieler waren Fritz Matzinger und Dieter Studer (Trompeten) sowie Karl Lassauer (Posaune). Die Stücke waren von Eglin: Des Petrus Fischzug und Paul Huber: Der Kobold.
25. Mai 1974
Kirche St. Peter Zürich
Dirigent: Karl Scheuber
Das Werk von Paul Huber wude im Rah–men eines öffentlichen Abendkonzertes nochmals aufgeführt.
7. Februar 1975
Reformierte Kirche Schlieren
Dirigent: Fritz Muggler / Bruno Köhli
12. November 1977
Katholische Kirche St. Martin Malters
Dirigent: Michael Kobelt